BEUYS

Berlin, Martin-Gropiusbau, Eintrittskarte Acht Mark, Garderobe frei
Strohhalme und Glühlampen für Joseph Beuys
Bätte Nicht Bärührän!
Vorsicht Fätt!
Jeder kriegt hier sein Fett ab.
Schienenweichen, metertief, ein ausgedienter Spint
Ein Hut, Ein Flügel ohne Beine
Machste Bimm, fliegste.
Ein Notenständer, völlig verrostet mit Sauerkrautresten, gezupft
Ein Klaviergerippe mit verwelkten Rosen, Eine grüne Geige,
Ein verfilztes Cello, Ein Flügel, der schöne arme Flügel, mit Fett
Am Bein, wohl ins Fettnäpfchen getreten? Ein, zwei Filzschuhe
Mit Transparenten für Baader/Meinhoff, Tafel mit Mensch + Telefon.
Ein abgesägter abgeschälter Baumstumpf. Ein Stück Kernseife, Schnüff,
Schnüff, isses auch.
Ein Oberhemd, welche Größe? Pfoten weg! Ja, Ja. No, No.
Eine Gummikammer aus Filz plus Flügel plus Schultafel plus
Fieberthermometer (Wieviele das wohl schon klauen wollten?)
Viel Fettblock, ein Filz-Anzug, ein Glück, der hängt hoch über uns
Wir können nicht alles Begrapschen, er über uns.
Flexus, Komplexus, Neodadaismus, Apfelmuß.
Zusammengefegter Haufen Wertvoll vom Karl-Marx-Platz-Direkte-Demokratie
Frau aus Holz, Farbe und Nägel, zwei Stück
Brüder, hört die Internationale
Es fehlten nur die Schuhe, jawohl, riechen wollten wir den alten Schweiß
Weil das Fett wird langsam gammelig, von Stuttgart zum Guggenheim
Noch ein paar alte Fotos mit einem aufgespießten Hasen
Der arme Mümmelmann, wenn's keine Häsin war.
Wer zu nah den Ofen mit der Nase berührt, wird verhaftet.
Den schicken wir nach Pankow.
Den schiebenwa ab.
Kritik: Jubel,
Appfloh, Applaus,
Euphorie und Buhs
Zugleich; nehmen
Sie bitte Platz auf
Ihrem Fettstuhl,
Herr Beuys

Hannover, 6. März 1988

© Roland Kaschube


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